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Franz HeinzKohlezeichnung50x50cm %u2502 2019Die Kunst als gemeinsame Wahrnehmung der humanen ExistenzWas mich mit dem K%u00fcnstler Walter Andreas Kirchner verbindet, war schon immer der Schritt %u00fcber die ein,grenzenden Befindlichkeiten hinaus, wie sie regional und gesellschaftlich tempor%u00e4r anfallen, gef%u00f6rdert undauch gefordert werden. Gemeint ist damit nicht jeder vors%u00e4tzliche Entzug von Bindungen und Zugeh%u00f6rigkeiten, sondern eine andere Wertung von Eigenkr%u00e4ften, die aufwuchern und den Blick auf die Welt unter,schiedlich ausleuchten oder auch verstellen. Fr%u00fch schon konfrontiert mit gesellschaftlichen und politischenUmformungen in einem bis dahin nicht gekannten Ausma%u00df, wurden uns Entscheidungen abgefordert, aufdie wir nicht vorbereitet sein konnten. Neben dem Verlust staatsb%u00fcrgerlicher Rechte in Rum%u00e4nien warenDeportationen, Enteignungen und gesellschaftliche Ausgrenzung hinzunehmen, die sich zerst%u00f6rend aufs%u00e4mtliche Existenzbereiche auswirkten und schlie%u00dflich zum nahezu geschlossenen Auszug der deutschenBev%u00f6lkerung aus ihren Siedlungsgebieten im Banat und in Siebenb%u00fcrgen f%u00fchrten. Es war ein Akt der Selbstbefreiung, verbunden mit der Preisgabe einer in Jahrhunderten gewachsenen und gepflegten (auch bedroh,ten) Eigenst%u00e4ndigkeit, die vordergr%u00fcndig auf die Erhaltung gesellschaftlicher Grundwerte ausgerichtet war.Ihre Zerst%u00f6rung im und nach dem Zweiten Weltkrieg f%u00fchrte zur Preisgabe der Heimatgebiete im Karpatenbogen und im s%u00fcd%u00f6stlichen Donauraum, die auch eine radikale Ver%u00e4nderung gesellschaftlicher Maximenund ihrer k%u00fcnstlerischen Umsetzung zur Folge hatte.Wir wechselten nicht nur das Land, sondern auch den Blick auf die Welt und auf unseren Platz in ihr.Franz Heinz159

