Page 161 - Demo
P. 161


                                    Franz HeinzKohlezeichnung50x50cm %u2502 2019Die Kunst als gemeinsame Wahrnehmung der humanen ExistenzWas mich mit dem K%u00fcnstler Walter Andreas Kirchner verbindet, war schon immer der Schritt %u00fcber die ein,grenzenden Befindlichkeiten hinaus, wie sie regional und gesellschaftlich tempor%u00e4r anfallen, gef%u00f6rdert undauch gefordert werden. Gemeint ist damit nicht jeder vors%u00e4tzliche Entzug von Bindungen und Zugeh%u00f6rigkeiten, sondern eine andere Wertung von Eigenkr%u00e4ften, die aufwuchern und den Blick auf die Welt unter,schiedlich ausleuchten oder auch verstellen. Fr%u00fch schon konfrontiert mit gesellschaftlichen und politischenUmformungen in einem bis dahin nicht gekannten Ausma%u00df, wurden uns Entscheidungen abgefordert, aufdie wir nicht vorbereitet sein konnten. Neben dem Verlust staatsb%u00fcrgerlicher Rechte in Rum%u00e4nien warenDeportationen, Enteignungen und gesellschaftliche Ausgrenzung hinzunehmen, die sich zerst%u00f6rend aufs%u00e4mtliche Existenzbereiche auswirkten und schlie%u00dflich zum nahezu geschlossenen Auszug der deutschenBev%u00f6lkerung aus ihren Siedlungsgebieten im Banat und in Siebenb%u00fcrgen f%u00fchrten. Es war ein Akt der Selbstbefreiung, verbunden mit der Preisgabe einer in Jahrhunderten gewachsenen und gepflegten (auch bedroh,ten) Eigenst%u00e4ndigkeit, die vordergr%u00fcndig auf die Erhaltung gesellschaftlicher Grundwerte ausgerichtet war.Ihre Zerst%u00f6rung im und nach dem Zweiten Weltkrieg f%u00fchrte zur Preisgabe der Heimatgebiete im Karpatenbogen und im s%u00fcd%u00f6stlichen Donauraum, die auch eine radikale Ver%u00e4nderung gesellschaftlicher Maximenund ihrer k%u00fcnstlerischen Umsetzung zur Folge hatte.Wir wechselten nicht nur das Land, sondern auch den Blick auf die Welt und auf unseren Platz in ihr.Franz Heinz159
                                
   155   156   157   158   159   160   161   162   163   164   165